Payment muss auf die politische Agenda

Ein Beitrag von Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE)

S 0141 38856 col HoffotografenDie Zahlungswelt im Einzelhandel ist im Umbruch. Dementsprechend muss sich auch die Politik aufstellen und mit einer Payment-Strategie zukunftsorientierte Rahmenbedingungen schaffen.

In Deutschland ist Bargeld bis heute ein bedeutendes Zahlungsmittel im Handel. Viele Kundinnen und Kunden greifen beim Einkaufen gerne auf Scheine und Münzen zurück. Doch im Zuge der Pandemie hat die Barzahlung an Beliebtheit eingebüßt. Unbare und kontaktlose Optionen wie die Kartenzahlung oder das mobile Bezahlen etwa per Smartphone gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Handel hat sich auf die Veränderungen im Zahlverhalten seiner Kundschaft eingestellt, bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Zahlungsarten an. Während Bezahlvorgänge immer digitaler werden, bleibt die Möglichkeit der Barzahlung erhalten. Diese Flexibilität bei der Auswahl der gewünschten Zahlmethode ist eine der Anforderungen, die Kunden an Payment im modernen Handel stellen.

Ein Verzicht auf die Bargeldakzeptanz ist daher nicht denkbar. Ebenso wenig sollte es jedoch eine Pflicht zur Akzeptanz von Bargeld geben, die kostenintensiv und nicht zielführend wäre. Vielmehr ist ein differenzierter Ansatz gefragt. Da der Trend zur unbaren Zahlung geht, muss die Rolle des Bargeldes neu definiert werden. Es ist höchste Zeit für eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie viel und in welchen Bereichen Bargeld in Zukunft nötig ist, wer die Lasten hierfür trägt und wo das Zahlungsmittel verzichtbar ist. Denn der Einzelhandel braucht Planungssicherheit über die weitere Entwicklung des Bargeldes.

Aktuell wird Bargeldhandling nicht zuletzt wegen sinkender Bargeldmengen für Handelsunternehmen immer teurer. Unter diesen Bedingungen einen effizienten Bargeldkreislauf aufrechtzuerhalten, ist eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass das politische Umfeld dem Zahlungsmittel skeptisch gegenüberzustehen scheint. Statt Bargeld durch Maßnahmen wie verschärfte Geldwäscheregelungen, Obergrenzen und der Münzprüfverordnung ein negatives Image zu verpassen, sollten politische Rahmenbedingungen für zukunftsorientiertes und effizientes Bargeldhandling geschaffen werden. Sinnvoll wäre, technologische Weiterentwicklungen und Automatisierung im Umgang mit Bargeld zu fördern. Der Handel könnte dadurch etwa Dienstleistungen wie die Bargeldauszahlung am Point of Sale intensivieren. Grundlage hierfür muss eine politische Payment-Strategie sein, in der die künftige Bedeutung des Bargeldes und der Rahmen für einen auch in Zukunft effizienten Bargeldkreislauf definiert sind.

Dabei darf die Politik die Entwicklungen im Bereich der unbaren Zahlungen nicht aus dem Blick verlieren, sondern sollte sie kritisch begleiten und klare Ziele vorgeben. Ganz besonders gilt das für die Umsetzung der Echtzeitüberweisung. Instant Payment hat das Potenzial, zum neuen Standard beim Bezahlen zu werden. Eine zeitgemäße Zahlungsabwicklung in Echtzeit ist längst überfällig, scheitert allerdings an künstlich hochgefahrenen Hürden der Kreditwirtschaft. Viele Institute platzieren die Echtzeitüberweisung als Nischenprodukt, bepreisen sie entsprechend hoch und untergraben damit die Wettbewerbsfähigkeit der Zahlungsmethode. Wichtig ist daher, die vollständige Umsetzung der Echtzeitüberweisung ohne zusätzliche Transaktionskosten bei allen europäischen Banken politisch einzufordern.

Mit dem Einzelhandel muss sich auch die Politik für die Zukunft im Payment aufstellen. Es bedarf einer umfassenden Payment-Strategie, die die Rolle des Bargeldes ebenso berücksichtigt wie der Echtzeitwelt gerecht werdende unbare Zahlungsmittel und europäische Ansätze.

 

HaJour2 klein

 

Dieser Text ist Teil der Ausgabe 2/2022 des handelsjournals mit dem Schwerpunkt "Die Zukunft des Bezahlens".

Mehr Informationen zum Heft unter https://bit.ly/3OVizDi

 

 > Zur Übersicht über alle Blog-Artikel

Seite drucken