Milch: Handel lehnt Eingriffe in Preisbildung ab

Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Lage vieler Milchbauern zeigte jetzt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE. Eingriffe in die freie Preisbildung lehnte der HDE-Chef aber ab.

Zur Tagung der EU-Agrarminister über die Milchindustrie hatten Milchbauern den Handel für niedrige Erzeugerpreise verantwortlich gemacht und für ein europaweit einheitliches Milchgeld von 40 Cent pro Liter demonstriert.

"Die Bauern suchen sich den falschen Sündenbock“, meinte dazu Genth. „Nicht der Handel, sondern allein die Molkereien bestimmen die Höhe des Milchgeldes der Bauern. Und die meisten Molkereien befinden sich im genossenschaftlichen Besitz der Landwirte."

Nach Jahrzehnten in abgeschotteten Märkten kämen die Milchbauern nun stärker mit dem Wettbewerb in Berührung, sagte Genth. Dadurch würden bestehende Strukturprobleme sichtbar. „Strukturelle Probleme lassen sich nicht durch Eingriffe in die freie Preisbildung lösen“, mahnte der Verbandschef. Nur der Markt bestimme den Preis. Das gelte für alle Produkte, auch für Milch. Überproduktion und die seit 2008 gesunkene Nachfrage führe zu niedrigeren Erzeugerpreisen für Milch. Der deutsche Handel gebe diese niedrigen Einkaufspreise an die Verbraucher weiter.

Darüber hinaus würde nur ein Bruchteil der erzeugten Milch in den Regalen des Handels landen, so Genth. So würde nur 14 Prozent der in Deutschland produzierten Milch als Trinkmilch verkauft. Deshalb habe der Ladenpreis von Trinkmilch nur sehr begrenzten Einfluss auf die Erlöse der Bauern. 60 Prozent der deutschen Milch würden exportiert oder industriell, beispielsweise zu Süßwaren, weiterverarbeitet. Die privaten Haushalte würden lediglich 1,4 Prozent ihrer Verbrauchsausgaben für Molkereiprodukte und nur 0,25 Prozent für Trinkmilch ausgeben.