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Globalen Handel nachhaltig gestalten

Ein Beitrag von Dr. Matthias Händle, Präsident der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels e.V. (AVE)

Haendle grossDer HDE hat dieser Tage seinen 100sten Geburtstag gefeiert - wenn man sich anlässlich dessen die Geschichten des Handels in dieser Zeit anschaut, wird die kontinuierliche, teils disruptive Veränderung deutlich. Die wachsende Popularität und Umsatzstärke der Onlinehändler innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte hat die Branche vor neue Chancen aber auch Herausforderungen gestellt. Es ist gelungen, das Angebot in unseren stationären Geschäften immer wieder durch neue spannende Produkte zu ergänzen. Diese Vielfalt, sowohl im Lebensmittel- wie auch im Nonfood-Bereich, bereichert unsere Leben. Waren es vor 100 Jahren vor allem Grundnahrungsmittel und Rohstoffe, die importiert wurden, werden heute neben Kaffee und Südfrüchten auch vermehrt Textilien und Schuhe eingeführt.

Bei allen richtigen und wichtigen regulatorischen Vorhaben vom Grünem Knopf bis zu einem geplanten Sorgfaltspflichten-Gesetz muss beachtet werden, dass es nicht zu einer Diskriminierung von in Deutschland ansässigen Handelsunternehmen kommt. Es darf nicht sein, dass Anforderungen an Unternehmen, wie z.B. Gesetze, Steuern aber auch nachhaltige Produktionsbedingungen langfristig zu einer Wettbewerbsverzerrung führen, wenn sie einseitig den Deutschen Einzelhandel belasten. Ja, es ist mehr als angemessen, dass wir uns mit den Produktionsquellen und den Lebensbedingungen der Menschen entlang der Lieferkette beschäftigen. Dies wurde in vorbildlicher Art und Weise von vielen unserer Unternehmen schon vor Jahren erkannt. Bereits im Jahr 2000 begann die AVE mit der Unterstützung von u.a. Otto, Karstadt und der Metro Group sowie der Kofinanzierung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das AVE-Sektorenmodell Sozialverantwortung, welches heute unter dem Namen BSCI bekannt ist, zu entwickeln. Die AVE setzt grundsätzlich auf Freiwilligkeit, wobei die Einhaltung von Menschenrechten nicht zum Wettbewerbsnachteil für nachhaltig handelnde Unternehmen werden darf. Leider gibt es auch heutzutage noch große Marktteilnehmer, die sich ihrer Verantwortung sowohl für das hiesige Gemeinwohl, Verbraucherwohl als auch für die Produktionsbedingungen entziehen und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Der erwartete Eintritt von Alibaba wird diese Entwicklung nur noch weiter zum negativen beeinflussen.

Wir fordern daher die Bundesregierung eindringlich auf, neben den Regeln für den stationären Handel auch die Internetplattformen in das Regelwerk mit einzubeziehen. Dies könnte durch die Gleichstellung der Internetplattformen als Inverkehrbringer der Produkte unproblematisch erfolgen. Da die Leistungserbringung in Deutschland erfolgt, bräuchten wir - obwohl sicher wünschenswert - nicht auf eine europäische Gesetzesinitiative zu warten.

Die AVE hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1952 für einen freien Handel eingesetzt - heute kommt neben den Zollfragen auch Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie der Unterstützung einer kontinuierlichen Verbesserung der Produktionsbedingungen eine wachsende Bedeutung hinzu.

100 Jahre internationaler Handel ist eine spannende Erfolgsgeschichte über Menschen, Produkte, Kulturen mit all Ihren Höhen und Tiefen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten die Welt überall bunter, gerechter und vor allem lebenswert zu gestalten und auch für zukünftige Generationen nachhaltig zu entwickeln.

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