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Ein starker Einzelhandel bleibt unverzichtbar für attraktive Innenstädte

Ein Beitrag von Staatssekretär Dr. Ulrich Nussbaum, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie


nussbaum grossWozu brauchen wir in Zeiten des Internets eigentlich noch Innenstädte mit ihren vielen Geschäften? Diese Frage mag zugespitzt klingen, ergibt sich aber unmittelbar aus den derzeitigen Entwicklungen: Während der Onlinehandel boomt, berichten Zweidrittel der Händler in Innenstädten von sinkenden Besucherzahlen. Allein in den letzten fünf Jahren haben in Deutschland rund 29.000 Verkaufsstellen des Einzelhandels für immer ihre Ladentüren geschlossen.

Das ist nicht nur ein Problem des Einzelhandels, sondern betrifft alle Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt. Attraktive Innenstädte sind weit mehr als ein Ort zum Einkaufen: Sie sind Zentren des sozialen Miteinanders, an denen sich Menschen im Alltag begegnen und miteinander austauschen. Ein attraktiver Einzelhandel ist das Herz dieses regen Lebens in den Innenstädten. Wenn er nun zusehends verschwindet, hört dieses Herz langsam auf zu schlagen. Das gilt es zu verhindern. Wie also können wir den Einzelhandel stärken und so die Innenstädte attraktiv halten?

Erstens: Die Stärke des stationären Einzelhandels liegt darin, mehr als nur eine Offlineversion des Onlinehandels zu sein. Auf diesen Stärken gilt es aufzubauen, in dem wir zum Beispiel den Freizeitwert der Innenstädte und des Einkaufens dort erhöhen. Eine Kletterwand im Sportfachgeschäft, eine abendliche Whiskeyverkostung beim Herrenausstatter, ein Galadinner im Schuhgeschäft – es gibt für Einzelhändler unzählige Möglichkeiten, das Einkaufen zum Erlebnis zu machen. Das kann besonders gut funktionieren, wenn Händlerinnen und Händler in der Innenstadt sich zusammentun und zum Beispiel gemeinsam Straßenfeste oder kulturelle Events organisieren, um einen Besuch in ihrem Stadtviertel so attraktiver zu machen..

Zweitens: Einzelhändler sollten die Digitalisierung als Chancen begreifen, auch abseits des klassischen Onlinehandels. Digitalisierung kann den Händlerinnen und Händlern Arbeiten im Backoffice abnehmen (Warenwirtschaftssysteme) – aber auch Antworten liefern auf für den Erfolg des Geschäfts vitale Fragen: Z.B. wie "tickt" meine Kundin heute und wie "tickt" die von morgen? Über welche Kanäle erreiche ich sie? Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt hierbei mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel und dem DigitalMobil Handel, das vor Ort Digitalisierung zum Anfassen und Ausprobieren bietet. Ob virtuelle 360-Grad-Rundgänge durch einen Laden oder interaktive Informationssysteme: Die Digitalisierung bietet mehr als nur die Transformation von analoger Technik hin zu digitaler.

Drittens: Die besten Ideen des Einzelhandels nützen wenig, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. In einigen beliebten Innenstadtlagen sind die Mieten für Gewerberäume mittlerweile so hoch, dass kleine Einzelhändler kaum überleben können. Verkaufsverbote an Sonntagen sind ein klarer Nachteil im Wettbewerb mit Onlinehändlern, die an sieben Tagen die Woche verkaufen dürfen. Und die attraktivste Innenstadt hilft nicht, wenn sie schlecht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden ist. Hier ist die Politik auf allen staatlichen Ebenen gefragt und Denkverbote sollten abgelegt werden.

Der Einzelhandel steht ohne Zweifel vor großen Herausforderungen. Ich bin zuversichtlich, dass er diese meistern kann – mit viel Einfallsreichtum, Unterstützung in Sachen Digitalisierung sowie den richtigen Rahmenbedingungen. Wenn dies gelingt, ist der Einzelhandel kein Auslaufmodell, sondern wird auch in Zukunft das Herzstück attraktiver Innenstädte bleiben.

 
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