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Innenstädte stärken – Chancen der Digitalisierung nutzen

Ein Beitrag von Bernd Düsterdiek, Referatsleiter beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, Dezernat Umwelt und Städtebau

Düsterdiek grossEin immer stärker boomender Online-Handel sowie neue Trends im Einkaufsverhalten bewirken eine Erosion des stationären Einzelhandels. Durch den zeitlich wie regional grenzenlosen Online-Handel konkurriert jedes Einzelhandelsgeschäft in unseren Innenstädten mit der ganzen Welt. Folgen sind vielerorts steigende Leerstände und damit verbunden ein „Ausbluten“ unserer Innenstädte und Ortskerne. Daher muss das Motto lauten: Innenstädte stärken!

Städte und Gemeinden und die Kommunalpolitik werden die bestehenden Probleme allerdings nicht alleine lösen können. Im Gegenteil: Es bedarf eines Zusammenwirkens aller Innenstadtakteure, einschließlich der Verbraucher „vor Ort“! Nur gemeinsam kann es gelingen, die „Abwärtsspirale“ in vielen unserer Innenstädte zu stoppen. Ziel muss es sein, Innenstädte und Ortskerne auch in Zukunft attraktiv zu erhalten. Letztlich kommt es auch auf das Kaufverhalten der Bürgerinnen und Bürger an. Der Staat und die Kommunen können nicht alles richten, auch wenn dies von den Bürgerinnen und Bürgern häufig erwartet wird.

Eine aktive Zusammenarbeit der Händler untereinander sowie eine enge Abstimmung der Innenstadtakteure (Städte, Handel, Stadtmarketing und Immobilieneigentümer) ist eine elementare Voraussetzung für eine funktionierende Innenstadt. Insbesondere die Eigentümer von Handelsimmobilien sind aufgerufen, eine angemessene Mietpreispolitik zu betreiben und neue Formen, wie etwa umsatzabhängige Mietenstaffelungen, umzusetzen. Dies kann den inhabergeführten Einzelhandelt unterstützen und im Ergebnis zu einer Stabilisierung unserer Innenstädte beitragen.

Gestalterisch gelungene Einkaufsstraßen, Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität, gute Wegebeziehungen zwischen den Einzelhandelslagen, ein gut ausgebauter ÖPNV und nicht zuletzt die Gewährleistung von Sicherheit und Sauberkeit sind wichtige kommunale Ansätze, um den Einzelhandel und die Innenstädte zu stärken. Zur planerischen Absicherung erstellen zahlreiche Städte zudem Einzelhandels- und Zentrenkonzepte und schreiben diese langfristig fort. Dies ermöglicht es, den innerstädtischen Einzelhandel rechtssicher, verlässlich und zielorientiert weiterzuentwickeln und als Kommune auf sich verändernde Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren.

Darüber hinaus gilt: Der Handel funktioniert nur mit und nicht gegen das Internet!

Eine stärkere Verzahnung zwischen stationärem Geschäft und dem Online-Handel bleibt das Gebot der Stunde. Da die meisten Kunden heute sowohl lokal wie über das Internet einkaufen, muss der stationäre Händler die Vorteile und Strategien des Online-Handels aufgreifen und beide Vertriebswege sinnvoll miteinander kombinieren. Digitalisierung im Handel muss hierbei mehr bedeuten als die schlichte Öffnung von Online-Shops. Der stationäre Einzelhandel muss digitale Anwendungen wie Innennavigation, digitale Produktinformationen oder mobile Bezahlsysteme vorhalten. Derartige Ansätze müssen weiter ausgebaut und im Kundeninteresse fortentwickelt werden. Hinzukommen muss eine aktive Kundenbetreuung in den Geschäften sowie die Schaffung einer „Wohlfühlatmosphäre“. Der Einkauf in der eigenen Stadt muss wieder zum echten Erlebnis werden!

Um die Attraktivität unserer Innenstädte zu steigern, müssen schließlich auch die Ladenöffnungszeiten weiter flexibilisiert werden. Ziel muss es sein, dass Städte und Gemeinden im Einvernehmen mit dem örtlichen Handel die Freiheit erhalten, eigenständig die gesetzlich festgelegte Anzahl verkaufsoffener Sonntage terminlich festzulegen. Die Länder sind gefordert, hier praktikable und rechtssichere Regelungen zu schaffen.


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