Lokale Stärke neu denken – Der Marktplatz Innenstadt
44.222.134.250Dr. Katrin Grumme, Geschäftsführende Gesellschafterin EGCP Projektentwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH
Ein Beitrag von Dr. Katrin Grumme, Geschäftsführende Gesellschafterin EGCP Projektentwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH
In einer globalisierten und immer komplexeren Welt bieten die Innenstädte eine lokale Identifikation und damit eine wichtige soziale Funktion für die Gemeinschaft. Die wirtschaftliche Bedeutung einer Stadt war immer eng mit der zentralen Funktion des Marktplatzes verbunden. Diese Funktion auch im digitalen Zeitalter weiter und neu zu denken, als lokales Netzwerk und Kommunikationskanal zum Kunden, ist eine einmalige Chance für die Innenstädte.
Die Innenstädte wieder bewusst auf die Stärke als lebendige Orte zum Leben, Arbeiten, Shoppen und Kommunizieren zu fokussieren heißt aber nicht, daß die Möglichkeiten des technologischen Fortschritts und von übergeordneten großen Strukturen nicht gezielt zur Stärkung der lokalen Kompetenzen genutzt werden sollten. Dazu gehören neben der gezielten Vernetzung mit dem Online-Handel auch die Kooperation mit integrierten Shopping Centern sowie für den ländlichen Raum die Stärkung von dezentralen Strukturen, die eine verbrauchernahe Versorgung für die Bevölkerung darstellen.
Alle Akteure müssen für die Stärkung des lokalen Netzwerks an einem Strang ziehen. An erster Stelle der stationäre Einzelhändler und Centerbetreiber, die durch gemeinsame gezielte lokale Aktionen das Thema Marktplatz neu denken und Erlebnis sowie Versorgung neu interpretieren. So haben drei Familienunternehmen aus München zum vierten Mal die Plattform und Pop-Up Aktion „Kauf Lokal“ für junge Start-ups und kleinere Münchner Betriebe organisiert. Die drei Unternehmen verstehen sich dabei als Kuratoren einer Ausstellung, die Besucher auf eine Entdeckungsreise durch München einlädt. Eigens für Kauf lokal entwickelte Special Editions, die ausschließlich im Rahmen der Aktion erhältlich sind, sorgen für Kaufimpulse. Tastings und Events sorgen für einzigartige Erlebnisse bei den beteiligten Einzelhändlern.
Weiterhin muß eine kundenfreundliche Online Präsenz heute zur Grundausstattung jedes Einzelhändlers und Centers gehören. Maßstab muß hier die optimale Vernetzung des Online Zugangs mit dem stationären Angebot sein, mit Click&Collect oder Click&Reserve Möglichkeiten.
Hierbei muß der Kundennutzen im Vordergrund stehen. Die schnelle und verlässliche Information über die reale Verfügbarkeit ist ein Schlüssel für die positive Wahrnehmung der Innenstadt und Zentren. Der Einzelhändler sollte den Online-Shopper schon bei der Bestellung darüber informierten, dass die gewünschten Produkte nicht mehr verfügbar sind. So war die häufigste Ursache für Frustrationen bei Click & Collect Bestellungen, dass die Produkte nicht in den bevorzugten Geschäften auf Lager waren und deshalb in anderen Geschäften an anderen Orten abgeholt werden mussten. Auch die Übersichtlichkeit vor Ort trägt zur positiven Wahrnehmung beim Kunden bei. Im Laden können spezielle Bereiche für die bestellten Waren eingerichtet werden, um den Kunden die Orientierung zu erleichtern und den Einkauf als positives Erlebnis enden zu lassen und nicht als zeitaufwendige Suche. Zudem ergibt sich aus Click&Collect eine wertvolle direkte Kontaktmöglichkeit zum Kunden, um die Bindung zum Einzelhändler und zum Standort Innenstadt positiv zu stärken. Eine klassische Funktion eines Marktplatzes.
Neben den Akteuren im Einzelhandel sind auch Politik und Verwaltung gefordert, die lokalen Stärken der Innenstadt und Stadtteilzentren flexibler zu unterstützen. Die bestehenden Einzelhandels- und Zentrenkonzepte in den Kommunen sollten gezielt mit den Erkenntnissen über die Einflüsse des Onlinehandels fortgeschrieben werden. Die Annahmen für die Raumentwicklung sind zum Teil veraltet und entsprechen kaum noch der schnellen Entwicklung im Onlinehandel und die damit verbundenen Umsatzabflüsse aus dem stationären Handel. Die individuelle Betrachtung jedes Zentrum im Hinblick auf seine lokale Vernetzung und Integration sollten objektiv und ohne die alten „Feindbilder“ betrachtet werden. Der großflächige Lebensmitteleinzelhandel und auch ein integriertes Shopping Center können wichtige Funktionen für eine Innenstadt oder Stadtteil-/ Gemeindezentrum darstellen. Hierbei sollte der Marktplatz Gedanke mit der Kooperation aller lokalen Handelsstrukturen und Akteure der Maßstab sein.