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Umbruch im Handel: Ein neues Bewusstsein für den Konsum

Ein Beitrag von Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE)

S 0141 38856 col HoffotografenIm Einzelhandel stehen die Zeichen auf Veränderung. Aus der Pandemie heraus werden mit einem neuen Konsum auch Vertriebskanäle, Sortimente und das gesamte Einkaufserlebnis neu gedacht.

Lockdowns und Zugangsbeschränkungen bestimmten das Bild unserer Innenstädte und vieler Non-Food-Branchen. Jetzt gilt der Blick nach vorne. Und nicht erst seit der Pandemie ist der Handel ein Ort des Wandels. Schon in der Vergangenheit hat die Branche Anpassungsfähigkeit und Weitblick bewiesen. Gemeinsam mit Kundenwünschen, Konsumverhalten, Trends und Technologien haben sich Handelsunternehmen kontinuierlich und erfolgreich weiterentwickelt. Und doch bleiben die Veränderungen der vergangenen zwei Jahre außergewöhnlich, denn in ihrer Absolutheit und Dynamik sind sie nie zuvor da gewesen. Bestehende Trends zur Digitalisierung und auch zu mehr Nachhaltigkeit wurden beschleunigt. Es entstand ein neues Bewusstsein für das Einkaufen, bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ebenso wie in den Unternehmen selbst. Der Handel begleitet diesen neuen Konsum als omnipräsenter und wertschätzender Partner.

Hiermit geht ein Umbruch in den Vertriebskanälen einher, der den Einzelhandel und das Einkaufen erst omnipräsent macht. Das Stöbern nach Produkten und der Kauf selbst lösen sich von Zeit und Ort, sind immer und überall möglich. Omnichannel-Strategien prägen daher die Zukunft des Handels. Vor Ort in ihrem Ladengeschäft sind Händlerinnen und Händler genauso für ihre Kundschaft da wie per Mausklick im eigenen Online-Shop, auf Marktplätzen, Plattformen oder in den sozialen Medien. Einzelne Vertriebswege verschmelzen zu einer Präsenz des Einzelhandels auf allen Kanälen. Durch dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Services und Einkaufswelten bieten Omnichannel-Lösungen die Antwort auf den neuen Konsum.

Neben dem Ort der Kaufentscheidung verändert sich zudem der Inhalt der Warenkörbe. Verbraucherinnen und Verbrauchern ist Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf immer wichtiger. Eine gesunde Ernährung und die Entscheidung für Produkte aus der Region rücken stärker in den Fokus. Der Umsatz mit Biolebensmitteln ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen. An die Angebotsvielfalt in Lebensmittelgeschäften bestehen entsprechend hohe Anforderungen. Ein breites Sortiment von Bio-Produkten, regionalen Artikeln, Fleischersatz- und Tierwohl-Produkten wird heute erwartet. Und auch beim Kauf von Kleidung legen die Kunden Wert auf Nachhaltigkeit, entscheiden sich etwa für Stücke aus nachhaltiger Produktion, für langlebige und hochwertige Modeartikel oder für Second-Hand-Angebote. Nachhaltige Produktalternativen haben sich im Handel etabliert. Die Wertschätzung für die eigene Ware und eine transparente Kommunikation bleiben auch in Zukunft eine zentrale Aufgabe für Händlerinnen und Händler.

Auf die dynamische Entwicklung der Einkaufsgewohnheiten haben Händlerinnen und Händler in den vergangenen zwei Jahren mit großem Engagement, unerschütterlicher Ausdauer und Kreativität reagiert. Auch in Zeiten lockdownbedingt geschlossener Ladentüren haben sie den Kontakt zu ihrer Kundschaft gesucht, sich ein zweites Online-Standbein aufgebaut, Click & Collect angeboten oder die sozialen Medien für die Interaktion genutzt. All diese Vertriebskanäle bergen Potenziale. Sie in einer erfolgreichen Omnichannel-Strategie zu bündeln, bedarf allerdings Expertise und Investitionen. Der von der Pandemie hart getroffene Einzelhandel benötigt dabei angesichts der meist in den Lockdowns aufgebrauchten Rücklagen staatliche Förderungen, um sich für die Zukunft aufstellen und ein digitales, nachhaltiges Einkaufserlebnis gestalten zu können, das die Menschen auch über Konsumtrends und Krisen hinaus begeistert.

Handelsjournal122

 

Dieser Text ist Teil der Ausgabe 1/2022 des handelsjournals mit dem Schwerpunkt "Neuer Konsum".

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