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Neuer Konsum durch neue Einkaufsgewohnheiten - Geschäfte brauchen diverse Vertriebswege und eine vielfältige Kundenansprache

Ein Beitrag von Manfred Todtenhausen, FDP-Bundestagsabgeordneter, Berichterstatter für den Einzelhandel im Bundestagsausschuss für Wirtschaft (Foto: DBT/ Stella von Saldern)

Todtenhausen Manfred grossErst die Corona-Pandemie, jetzt die Inflation und vor allem die Sorgen um den Ukraine-Krieg: Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist schon lange auf eine harte Probe gestellt. Am Anfang konnten wir wegen Lockdowns bisweilen nicht einkaufen gehen, dann wollten einige wegen der 2G-Regeln nicht. Und nun treibt die Preissteigerung die Ängste, obwohl ja viel Geld zum Konsum vorhanden ist und im Frühjahr in der Regel auch wieder die Laune steigt. Ungeachtet der äußeren Zwänge muss sich der Einzelhandel neue Einkaufsmuster analysieren und in allen seinen Sparten zunutze machen: Während Online-Händler auch in der Krise von für sie vorteilhaften Vertriebsbedingungen und verändertem Konsumverhalten profitierten und ihr Anteil am Handel weiter steigt, leiden viele stationäre Fachhändler ohne E-Shop und Anbindung an Plattformen und digitale „Market Places“ weiterhin unter der Flaute in vielen Innenstädten. Während der stationäre Lebensmittelhandel sowie Drogerien blühen, profitieren viele klassische Läden von der sich abzeichnenden Entwicklung in Richtung Online-Handel nicht. Dabei zeigten neue Geschäftsmodelle wie Bringdienste in der Pandemie, dass die Kundinnen und Kunden neue Services durchaus annehmen und selbst entscheiden wollen, wann, wo und wie sie einkaufen.

Mit vielen Initiativen will die Bundesregierung - zusammen mit den Ländern wie etwa Nordrhein-Westfalen als gutem Beispiel mit seinem Programm „Digitalcoaches“ - den Einzelhandel lokal und digital zukunftsfit machen. Dazu gehört auch die Förderung von Digitalisierung für mehr hybride Vertriebswege: Denn gerade Fachgeschäfte - also kleine und mittlere Betriebe (KMU) des stationären heimischen Einzelhandels - müssen aber in Zeiten nach Corona im Wettbewerb mit dem Handel auf großen digitalen Einkaufsplattformen mithalten können, um nicht weiter verdrängt zu werden. Zur digitalen Förderung sollen etwa besondere Programme zum Ausbau hybrider Geschäftsmodelle und technologische Beratung von KMU aus dem Einzelhandel durch Verbände, Kammern, Beratungsstellen und (Fach-)Hochschulen beitragen, die wir ausbauen und verstetigen wollen. Auch in der Vernetzung von Start-ups und traditionellem Einzelhandel sehen wir Chancen, um Online-Geschäftsmodelle für Einzelunternehmen wie Handelsgenossenschaften in der Fläche zu realisieren und die Prozesse nachhaltig zu digitalisieren.

Gemeinsam mit den Bundesländern und Interessengruppen der Kommunen und des Einzelhandels müssen wir außerdem neue Nutzungs- und Ansiedlungsmodelle für verschiedene Branchen und Nutzungskonzepte wie Mischmodelle von Wohnen und Arbeiten in der Innenstadt sowie Maßnahmenkonzepte zur besseren Erreichbarkeit von Innenstädten anzustoßen. Wichtig sind uns dabei die die Weiterentwicklung intelligenter Verkehrsleitsysteme und eine Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Nahverkehrs. Zusätzlich brauchen wir neue Nutzungskonzepte und die Novellierung des Baugesetzbuchs, um Hemmnisse im Bauplanungs- und Bauordnungsrecht auf allen föderalen Ebenen zu beseitigen. Wir werden das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und die Innenstadtstrategie des Bundes fortsetzen, insbesondere das Programm „Lebendige Zentren“ im Rahmen der Bund-Länder-Städtebauförderung. Denn wir müssen die Attraktivität der Innenstädte steigern und Einkaufen zum Erlebnis machen. Für mich persönlich gehört da irgendwann die Lockerung von Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen dazu, die Ladengeschäfte und eine ansprechende Gastronomie wirtschaftlich stärkt - auch wenn dies verfassungsrechtlich schwierig ist und in die Kompetenz der Länder gehört.

Handelsjournal122

 

Auch das handelsjournal widmet sich in seiner Ausgabe 1/2022 dem Schwerpunkt "Neuer Konsum".

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