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Die Innenstadt muss als Ort der Begegnung erhalten bleiben und sich weiterentwickeln!

Ein Beitrag von Sandra Weeser, FDP-Bundestagsabgeordnete, Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen (Foto: Teresa Marenzi)

Sandra Weeser byTeresaMarenzi 0005 grossMenschliche Begegnungen und Handel: das ist seit Ewigkeiten untrennbar miteinander verbunden. Da wo Handel getrieben wird, begegnen sich immer auch Menschen, tauschen sich aus und lernen sich kennen. Die Stadt Leipzig ist beispielsweise nur deshalb entstanden, weil sich an diesem Ort zwei wichtige Handelsrouten kreuzten und Menschen sich deshalb dort zusammenschlossen und ansiedelten. Handel an Ort und Stelle findet also nie einfach so zum Selbstzweck statt. Vielmehr bedient der Verkauf und Einkauf von Waren auch das menschliche Bedürfnis nach sozialem Kontakt und interessanten Begegnungen.

In der heutigen Zeit können Menschen Bestellungen in wenigen Sekunden über das Smartphone tätigen und das Internet scheint an vielen Stellen den Marktplatz oder die Einkaufsstraße ersetzt zu haben. Und doch bleibt das menschliche Bedürfnis nach sozialen Kontakten und Begegnungen bestehen. Märkte, Straßenfeste und Stadtevents sind insbesondere nach über 2 Jahren Corona-Beschränkungen gerne besuchte und erlebte Innenstadtbegegnungen. Als Gesellschaft müssen wir uns deshalb dringend die Frage stellen, wie wichtig uns belebte Innenstädte sind und was wir bereit sind, dafür zu tun.

Zum einen ist hier auch die Politik gefragt, die mit sinnvollen und zeitgemäßen Rahmenbedingungen die Zukunftsfähigkeit des stationären Einzelhandels in den Innenstädten ermöglichen muss. Wir setzen als Bundesregierung weiterhin auf wichtige Förderprogramme, schreiben die Innenstadtstrategie des Bundes fort und erhöhen mit mehreren Hebeln die Qualität für den Aufenthalt und das Erlebnis der Menschen in den Innenstädten. Besonders wichtig ist, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam und abgestimmt für die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Innenstädte eintreten. Denn es sind auf allen Ebenen konkrete Anpassungen notwendig, die den modernen und realen Anforderungen des Einzelhandels in Innenstädten Rechnung tragen und den Händlern das Leben leichter machen, insbesondere in der jetzigen Krisenzeit. Dabei geht es insbesondere um die Digitalisierung, die Verkehrsanbindung, verfügbare attraktive Mietimmobilien und eine moderne Stadt-Infrastruktur. Zu dieser gehören beispielsweise attraktive Grünflächen, familienfreundliche Angebote und die Berücksichtigung aller Generationen und ihrer jeweiligen Bedürfnisse. Insgesamt braucht es ein zeitgemäßes, einladendes Erscheinungsbild.

Und zum anderen haben der stationäre Einzelhandel und die Innenstadt nur dann eine wirkliche Zukunft, wenn wir uns als Einzelne und gemeinsam als Gesellschaft auch bewusst dafür entscheiden, diese Form der Begegnungen und des Handels zu nutzen und aktiv daran teilzunehmen. Das heißt schon auch einmal persönlich innehalten, ob der Weg automatisch zu einem Internet-Giganten beim Kauf von Konsumgütern gehen muss, oder ob dasselbe Angebot oder gegebenenfalls sogar ein besseres nicht vielleicht beim Händler vor Ort mit entsprechender Beratung zu haben ist. Und ich stelle auch provokant die Frage, ob wir die im Versandhandel entstehenden CO2-Kosten nicht endlich einpreisen sollten, um wieder faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen?

Zuletzt geht es mir um das grundsätzliche Bekenntnis sowohl der Menschen als auch der Politik in unserem Land für die Innenstadt und den stationären Einzelhandel. Sie müssen wieder stärker in unser kulturelles Bewusstsein treten und als wichtige Stützen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens erkannt werden. Ein engagierte Stadt-Bürgerschaft zusammen mit kreativen zukunftsorientierten Kommunalverantwortlichen spielen dafür eine entscheidende Rolle. Und so werbe ich stets dafür: Lasst uns alle gemeinsam etwas mehr dafür tun, dass die Innenstadt als Ort der Begegnung erhalten bleibt und sich weiterentwickelt!

 

  HajourCoverKLEIN

Auch das handelsjournal widmet sich in seiner Ausgabe 3/2022 dem Schwerpunkt "Neubestimmung des Standorts Innenstadt".

Mehr Informationen zum Heft unter https://bit.ly/3OVizDi

 

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