Unsere Innenstädte: Mehr Lebendigkeit und höhere Nutzungsvielfalt
18.223.210.249Bernhard Daldrup, SPD-Bundestagsabgeordneter, kommunal- und wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Ein Beitrag von Bernhard Daldrup, SPD-Bundestagsabgeordneter, kommunal- und wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion (Foto: Elias Domsch)
Innenstädte und Zentren sind seit jeher Orte des urbanen Lebens, geprägt durch Handel, Wohnen, Arbeit, Kultur, Tourismus und die ständige Begegnung von Menschen. Lebendigkeit und Vielfalt unterschiedlicher Nutzungen führen zum dauerhaften Prozess des Wandels der Innenstädte und Zentren: Handel ist Wandel.
In den letzten Jahrzehnten hielten zunehmende Filialisierung des Einzelhandels, auch Malls verstärkt Einzug in die Innenstädte und Zentren. Auch Uniformität und Banalisierung sind Kennzeichen der Veränderung. Die rasant fortschreitende Digitalisierung, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wurde, stellt eine weitere Veränderung der Innenstadt- und Zentrenentwicklung dar. Ebenso wie Erscheinung, Angebot und Qualität der Innenstadt unterliegt auch die Gesellschaft als Nutzer der Innenstadt diesem Wandel.
Das Konsumverhalten lässt erkennen, dass Nachhaltigkeit bei Kaufentscheidungen zunehmend eine Rolle spielt. Darauf sollte zukunftsorientierter Handel mit einem vermehrten Angebot regionaler und nachhaltig erzeugter Waren reagieren.
Die Pandemie hat auch den Wandel der Arbeitswelt beschleunigt. Homeoffice und Co-Working werden auch in Zukunft Bestand haben und zunehmend gefordert und genutzt werden. Die Bundesregierung ist sich der Herausforderungen bewusst. Bundesweit kümmern sich 238 Städte und Gemeinden um die Weiterentwicklung ihrer Zentren. Den Aufschlag dazu gab das Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, das mit 250 Millionen Euro ausgestattet ist. Es wird gewiss dazu beitragen, lebendige und attraktive Ortskerne und Stadtzentren zu entwickeln.
Die neue Aufmerksamkeit für die Stadtzentren ist auch Ausdruck ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Gesamtstadt. Innenstädte, Stadtteilzentren und ländliche Ortskerne sind Wirtschaftsorte, Freizeit-, Kultur-, Erlebnis- und Begegnungsräume, Visitenkarten und oft auch Tourismusmagneten. Sie beinhalten das baukulturelle Erbe, prägen das Stadtbild und das Image, und stiften damit Identität. In Frankreich spricht man aus gutem Grund von den „cœurs des villes“, den Herzen der Städte.
Unser Leitbild für vitale Innstädte: eine Stadt der kurzen Wege, ein neues Mit- und Nebeneinander von Handel, Bildung, Kultur und Wohnen. Eine offene Architektur und qualitativ hochwertige öffentliche Infrastruktur schafft Begegnungsräume und verbessert den Zusammenhalt. Unsere Stadt ist barrierearm, um allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen. Unsere Stadt ist kinder- und familienfreundlich. Wir brauchen in jeder Nachbarschaft Naherholungs- und Freizeitangebote. Unsere Stadt ist resilient, grün und klimagerecht.
Umso erfreulicher ist es, dass wir die bereits erfolgreichen Programme fortsetzen können. Die Städtebauförderung wird in diesem Jahr weiterhin auf Rekordniveau von 790 Millionen Euro ausgestattet. Die Mittel für das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ konnten auf 75 Millionen Euro erhöht werden. Damit werden Maßnahmen mit besonderer nationaler und internationaler Wahrnehmbarkeit, sehr hoher fachlicher Qualität, überdurchschnittlichem Investitionsvolumen und hohem Innovationspotenzial gefördert. Die Mittel dienen der Fortführung des Programms mit einer neuen Förderrunde für 2022.
Mit dem Investitionspakt Sportstätten stellen wir weitere 110 Millionen Euro für baulich gut ausgestattete und barrierefreie Sportstätten bereit. Mit den umfangreichen Investitionen in die Sportstätten leisten wir einen wertvollen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die soziale Integration in unseren Quartieren. Mit dem Programm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur mit einem Volumen von 476 Millionen Euro setzen wir auch ein starkes Signal für eine vitale Innenstadt der kurzen Wege und der Freizeitgestaltung. Für diese, eigentlich den Ländern obliegende Aufgabe hat allein der Bund mittlerweile weit über eine Milliarde Euro bereitgestellt.
Denn nur wenn die Menschen sich in ihren Zentren wohlfühlen und diese Innenstädte weitere Gäste anlocken, profitieren die eigene Bevölkerung und der lokale Handel.
Auch das handelsjournal widmet sich in seiner Ausgabe 3/2022 dem Schwerpunkt "Neubestimmung des Standorts Innenstadt".
Mehr Informationen zum Heft unter https://bit.ly/3OVizDi