Innenstädte brauchen modernere Stadtplanung
3.138.125.86Daniel Föst, FDP-Bundestagsabgeordneter sowie bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
Ein Beitrag von Daniel Föst, FDP-Bundestagsabgeordneter sowie bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
Die Art und Weise wie Innenstädte das Stadtbild bestimmen, ist in einem stetigen Wandel. Die Relevanz des Stadtkerns und der Stadtteilzentren als soziale und kulturelle Mitte von Städten und Quartieren bleibt bestehen, aber der städtebauliche Bedarf ändert sich. Darauf müssen wir reagieren. Viele deutsche Innenstädte sind derzeit angeschlagen. Schon vor der Corona-Pandemie haben sich Strukturprobleme offenbart, die durch die Krisen auf dramatische Weise beschleunigt wurden.
Besonders der Einzelhandel hat in den vergangenen Jahren gelitten, immer mehr Läden stehen leer, Geschäfte müssen schließen. Experten gehen davon aus, dass das Problem in den Innenstädten weiter bestehen wird. Die sich ändernden Einkaufsgewohnheiten, Einkaufszentren auf der grünen Wiese aber auch höhere Ansprüche an Aufenthaltsqualität und Erlebnisgefühl sind einige Gründe dafür.
Wir müssen jetzt besonders darauf achten, kleine und mittlere Handelsbetriebe mitzunehmen. Denn Vielfältigkeit und Lebendigkeit werden wir ohne die Geschäfte, den Handel, die Betriebe und Gastronomien in unseren Zentren nicht erhalten können. Es bedarf einer neuen, einer modernen Städtebaupolitik. Die Kompetenz zur Schaffung von sympathischen und belebten Zentren liegt bei unseren Kommunen. Sie wissen am besten, was vor Ort notwendig ist. Die Bundesregierung will sie dabei unterstützen und hat im Koalitionsvertrag einen Fokus auf die Zukunftsfähigkeit unserer Innenstädte gelegt und führt viele Programme der Bund-Länder-Städtebauförderung fort, um Aufenthalts- und Erlebnisqualität in den Innenstädten zu steigern. Für das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ stehen beispielsweise insgesamt 250 Mio. Euro für Programmbegleitung und Vorhaben bis 2025 zur Verfügung.
Um Innenstädte der Zukunft zu entwerfen, müssen wir an unterschiedlichen Stellen ansetzen. Durch moderne, nachhaltige Mobilitätskonzepte können Innenstädte etwa funktional, ökologisch und lebenswert zugleich sein. Die Einbindung in eine überlegte Verkehrspolitik ist dabei sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner, für Besucher und Besucherinnen sowie die Geschäfte wichtig. Denn um lebenswerte und attraktive Innenstädte zu schaffen, müssen sie für einen sinnvollen Mix aus Verkehrsträgern bequem erreichbar sein. Daher sollten wir auch von generellen Einfahrverboten ausgewählter Fahrzeuge Abstand nehmen. Übermäßige Verbote und Beschränkungen verleiten Besucher dazu, online einzukaufen oder Orte außerhalb der Stadtzentren zu besuchen.
Der Quartiersansatz und eine größere Flexibilität bei der Nutzung von Gebäuden bieten weitere Möglichkeiten, die Innenstädten und Stadtteilzentren sowie den Einzelhandel zu stärken und gleichzeitig die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Von je her stellt das Quartier den zentralen Handlungsraum für Zusammenkünfte verschiedene relevante Akteure, vor allem Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen. Allen Akteuren müssen Räume geschaffen werden, um die Aufenthaltsqualität der vitalen Lebensräume zu erhalten. Unsere Städte müssen mit den Veränderungen in unserer Gesellschaft wachsen, deshalb brauchen wir eine moderne Nutzungsmischung in den Quartieren.
Ich halte auch eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten für hilfreich. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen die Möglichkeiten haben, auf die Erwartungen und Wünsche ihrer Kunden zu reagieren. Ausschlaggebend für die Ladenöffnungszeiten sollten die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden sein und nicht tradierte Gesellschaftsbilder. Handelsverbände sowie der Städte- und Gemeindebund haben sich bereits dafür ausgesprochen.
Die Krise hat besonders die kleinen Betriebe in bedrohliche Lagen gebracht und der Einzelhandel steht ohne Zweifel vor großen – aber nicht unmöglichen – Herausforderungen. Genau wie unsere Gesellschaft immer agiler, vielfältiger und lebendiger wird, muss auch unsere Stadtplanung diese Entwicklung widerspiegeln.
Auch das handelsjournal widmet sich in seiner Ausgabe 3/2022 dem Schwerpunkt "Neubestimmung des Standorts Innenstadt".
Mehr Informationen zum Heft unter https://bit.ly/3OVizDi