Handelsverbände zum Gutachten der Monopolkommission: Wettbewerb im Lebensmittelhandel funktioniert
- 21.11.2025
Mit Blick auf das heute veröffentlichte Sondergutachten Lebensmittellieferkette der Monopolkommission bewerten der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) die sehr differenzierten Analysen der komplexen Wertschöpfungsketten positiv. Gleichzeitig blicken die Verbände allerdings mit großer Verwunderung auf die dazugehörige Pressemitteilung der Kommission. Diese gibt die zutreffenden Analysen des Gutachtens in keiner Weise wieder, sondern dramatisiert ohne Grundlage die Marktverhältnisse zulasten des Handels.
Hinsichtlich der Landwirtschaft weist die Monopolkommission zutreffend auf die schwierigen Rahmenbedingungen für Landwirte hin. Diese werden jedoch weitgehend nicht vom Handel beeinflusst, der grundsätzlich keine direkten Einkaufsbeziehungen mit Landwirten pflegt. Diese Tatsache stellt auch die Monopolkommission vollkommen zurecht fest. „Der Schlüssel für bessere Bedingungen für die Landwirte liegt nicht beim Lebensmittelhandel. Die maßgeblichen Einflüsse kommen vielmehr vom höchst volatilen Weltmarkt und als Folge staatlicher Subventionen. Außerdem spielen die marktstarken Schlachter und Molkereien eine zentrale Rolle, da sie die Verwertung steuern“, so Björn Fromm, HDE-Vizepräsident und BVLH-Präsident. Beispielsweise werden nur 23 Prozent des frischen Schweinefleisches über den Lebensmittelhandel verteilt, nur 13 Prozent der Milchmenge landen als Trinkmilch in den Regalen des Handels. Eine Stärkung der Landwirtschaft kann laut Gutachten vor allem über den Abbau von Bürokratie und die Verbesserung der Kostenseite durch effizientere Betriebs- und Produktionsstrukturen mit möglichen Größenvorteilen erfolgen.
„In ihrem Gutachten benennt die Monopolkommission außerdem zurecht, dass es neue Regulierungen für den Lebensmittelhandel nicht braucht“, so Fromm. Die Kommission spricht von Konzentrationstendenzen bei der Industrie genauso wie beim Handel. „Der Wettbewerb im Lebensmittelhandel funktioniert“, so Fromm weiter. Auch die Gutachter weisen darauf hin, dass die Verhandlungsposition des Lebensmittelhandels gegenüber den Herstellern tendenziell überschätzt wird.
Zudem betonen die Handelsverbände, dass kein Grund bestehe, Industrieunternehmen mit gesetzlichen Regulierungen in der Lieferkette zu schützen. Das stärke nur die Verhandlungsposition der Konzerne, ohne den Bauern zu helfen. „Richtigerweise schlägt die Monopolkommission vor, die Regelungen über unfaire Vertragspraktiken in der Lebensmittellieferkette ausschließlich auf die landwirtschaftlichen Erzeuger und ihre Abnehmer anzuwenden“, so Fromm. Darüber hinaus spricht sich das Gutachten richtigerweise gegen ein Verbot des Verkaufs unter Produktionskosten bei Lebensmitteln aus und erteilt staatlichen Eingriffen in die Preissetzungsautonomie der Vertragspartner damit eine klare Absage. Die Gutachter betonen die mit einem solchen Verbot verbundene Bürokratie, administrativen Aufwand und die Gefahr von Fehlallokationen, die völlig unverhältnismäßig seien.
Zudem spricht die Monopolkommission von steigenden Preisen und vermutet in der Folge automatisch höhere Gewinne bei den Händlern. „Das ist ein Trugschluss. Die in den letzten beiden Jahren gestiegenen Preise für Lebensmittel sind die Folge von höheren Kosten für Energie, Personal und Wareneinkauf. Gründe für höhere Einkaufspreise sind dabei in einigen Fällen schlechtere Ernten aufgrund des Klimawandels oder auch bewaffnete, weltpolitische Unsicherheiten, die für Störungen in den Lieferketten sorgen. Im harten Wettbewerb der Handelsunternehmen untereinander kann es sich kein Akteur leisten, seine Margen auf Kosten der Kundinnen und Kunden zu erhöhen“, so Fromm. Der Wettbewerb um den Verbraucher ist im deutschen Lebensmittelhandel besonders intensiv, das Preis-Leistungs-Niveau für die Verbraucher ist europaweit einzigartig. Die Margen des Lebensmittelhandels sind mit ein bis drei Prozent gering.
Im Übrigen räumt die Kommission in ihrem Gutachten selbst ein, dass die Datengrundlage nicht ausreiche, um einen Zusammenhang zwischen der Konzentration im Lebensmittelhandel und der Preisentwicklung bei Verbrauchern und Zwischenstufen herzustellen.
Mehr Fakten zum Thema im HDE-Handelsreport Lebensmittel: www.einzelhandel.de/handelsreport-lebensmittel und auf Lebensmittelkette erklärt: BVLH