Sechs Monate Verweigerungshaltung der Gewerkschaft ver.di: Arbeitgeber ziehen bei Tarifverhandlungen im Einzelhandel die Notbremse - Spitzengespräch gefordert

In den seit einem halben Jahr laufenden Tarifverhandlungen für den Einzelhandel sieht der Handelsverband Deutschland (HDE) für die Arbeitgeberseite keinen Sinn mehr in weiteren Gesprächsterminen mit den Landeskommissionen der Gewerkschaft. Deshalb fordert der HDE schnellstmöglich ein Spitzengespräch mit ver.di auf Bundesebene, um die Verweigerungshaltung der Gewerkschaft zu durchbrechen. Bis dahin haben die Handelsverbände beschlossen, für weitere Verhandlungstermine nicht zur Verfügung zu stehen.

„Nach rund 60 Verhandlungsterminen im letzten halben Jahr ist klar, dass wir eine neue Ebene mit unserem Sozialpartner finden müssen. Als Arbeitgeber hatten wir bereits zum Verhandlungsauftakt ein Angebot gemacht, das wir dann noch mehrfach nachgebessert haben. Dieses Angebot sieht bei einer 24-monatigen Laufzeit eine Anhebung der Tarifentgelte von mindestens zehn Prozent in zwei Stufen sowie zusätzlich eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 750 Euro vor. Mit diesem nochmals verbesserten Angebot der Arbeitgeber ist nunmehr die Schmerzgrenze in der Branche maximal ausgereizt“, so HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke.

Bereits zuvor hatten die Handelsverbände ihren tarifgebundenen Mitgliedern sogar die Anhebung der Tarifentgelte in Höhe von 5,3 Prozent im Wege einer „freiwilligen Vorweganhebung“ empfohlen. „Da die Gewerkschaft ver.di aber bislang in keinem einzigen Tarifgebiet ernsthaft mit uns verhandelt hat und auch bis heute keinen einzigen eigenen Lösungsvorschlag vorgebracht hat, müssen wir jetzt Konsequenzen ziehen“, so Haarke weiter. Deshalb fordert der HDE umgehend ein Spitzengespräch mit dem ver.di-Bundesfachbereich Handel auf Bundesebene ein. Ziel des Treffens ist eine Einigung über ein neues effektives Verhandlungsformat. Bis dahin sehen die Handelsverbände in weiteren Verhandlungsterminen auf Landesebene keinen Sinn mehr.

Sollte in diesem neuen Format keine schnelle Lösung des Tarifkonflikts gelingen, erhalten die Arbeitgeber bei eventueller Fortsetzung der Verhandlungen in 2024 das letzte Angebot nicht weiter aufrecht.

„Diese von einer beispiellosen Verweigerungshaltung der Gewerkschaft geprägte Tarifrunde zwingt uns als Arbeitgeber leider dazu, auch sehr ernsthaft über Veränderungen der bisherigen Struktur zur Verhandlung des Flächentarifvertrages nachzudenken“, so Haarke. Die Gewerkschaft habe sich selbst und vor allem ihren Mitgliedern mit ihrer monatelangen Blockadehaltung gegen jedwede konstruktive Verhandlung einen echten Bärendienst erwiesen. Nun gehe es darum, in den nächsten Wochen schnell zu einer für die Branche noch tragfähigen Lösung zu kommen.