Equal Pay Day 2022: Handel fordert Ansetzen bei wahren Ursachen für Lohnlücke zwischen Frauen und Männern
So ist der unbereinigte Gender-Pay-Gap 2021 im Vergleich zum Vorjahr im Westen Deutschlands abermals um einen Prozentpunkt zurückgegangen, während der Wert im Osten Deutschlands auf niedrigem Niveau stabil blieb. Im Bundesdurchschnitt lag der unbereinigte Gender-Pay-Gap laut Statistischem Bundesamt 2021 im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei insgesamt 18 Prozent. Im Zuge der vergangenen 15 Jahre ist der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern bundesweit deutlich zurückgegangen, so lag er 2006 im Bundesdurchschnitt noch bei 23 Prozent.
„Der insgesamt rückläufige Trend beim Gender-Pay-Gap zeigt die Erfolge der vergangenen Jahre. Um die Lohnlücke weiter zu reduzieren, muss die Politik einen Wandel im Erwerbsverhalten möglich machen und mit attraktiven Angeboten weiter unterstützen“, so Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer für Arbeit und Soziales. Der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern basiere nachweislich weitestgehend auf strukturellen Ursachen wie einem nach wie vor häufig traditionell geprägten Rollenverständnis in den Familien. „Warum der Verdienstunterschied existiert, ist sachlich erklärbar. Das ist keinesfalls pauschal mit Diskriminierung gleichzusetzen“, betont Haarke. Um einen Wandel anzustoßen, brauche es Zeit.
Dass für die Verkleinerung der Lohnlücke ein kultureller Wandel gefragt ist, verdeutlichen aus Sicht des HDE insbesondere die statistischen Unterschiede beim Gender-Pay-Gap zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands. Wie aus den Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, lag die unbereinigte Lohnlücke im Jahr 2021 im Westen bei 19 Prozent und im Osten bei nur 6 Prozent. „Trotz gleicher gesetzlicher Rahmenbedingungen im Osten und Westen Deutschlands fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. Die Zahlen bestätigen eindrucksvoll, dass wir zur Reduzierung der Lohnlücke vor allem einen kulturellen Wandel benötigen“, so Haarke weiter. Die Lösung in zusätzlichen bürokratischen Regulierungen für Arbeitgeber im Bereich der Entgeltfindung zu sehen, sei daher ein Irrglaube. Bewegen könne die Politik nur etwas, wenn sie konsequent an den wahren Ursachen für den Verdienstunterschied und damit vor allem am unterschiedlichen Erwerbsverhalten von Frauen und Männern ansetze. Wegen der Kindererziehung in Teilzeit zu arbeiten und längere Erwerbsunterbrechungen in Kauf zu nehmen sowie in der Folge weniger berufliche Erfahrung zu haben, könne sich nachteilig auf die Karriere- und Verdienstchance auswirken.
Erforderlich sind aus Sicht des HDE daher weiterhin umfassende staatliche Investitionen in die Ganztagskinderbetreuung. „Die konsequente Optimierung der Ganztagskinderbetreuung ist eine ganz entscheidende Stellschraube, um die Erwerbsbeteiligung von Frauen effektiv zu fördern und damit Entgeltunterschiede weiter abzubauen“, so Haarke. Im Einzelhandel sei schon heute der Anteil der weiblichen Führungskräfte sowohl auf der ersten als auch der zweiten Führungsebene im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlich hoch. Chancengleichheit und gerechte Bezahlung seien für die Handelsunternehmen extrem wichtig.