Fachkräftesicherung: Handelsunternehmen suchen weiterhin Auszubildende
Die heute veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt Mitte August 2022 deuten darauf hin, dass die beiden Kernberufe des Einzelhandels auch im Jahr 2022 zu den beliebtesten Ausbildungsberufen gehören werden. Auch wenn bis weit in den Herbst hinein noch zahlreiche junge Menschen eine Ausbildungsstelle finden und Ausbildungsverträge geschlossen werden, werden die Handelsunternehmen nach Einschätzung des Handelsverbands Deutschland (HDE) ihr großes Angebot an Ausbildungsstellen aufgrund des allgemein anhaltenden Rückgangs an Bewerberinnen und Bewerbern nicht besetzen können. Der HDE fordert daher mit Nachdruck eine Investitions- und Innovationsoffensive für die Berufliche Bildung.
Die gestern veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) unterstreichen erneut, dass die jungen Menschen gerne einen Ausbildungsvertrag im Einzelhandel abschließen. In der Rangfolge der am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe im Jahr 2021 steht der dreijährige Ausbildungsberuf Kaufleute im Einzelhandel auf Platz 1 und der zweijährige Ausbildungsberuf zur Verkäuferin und zum Verkäufer auf Platz 3. Im aktuellen Ranking der BA rangieren die beiden Berufe beim Stellenangebot auf den ersten beiden Plätzen. Die Handelsunternehmen bieten für das beginnende Ausbildungsjahr 2022/2023 rund 35.700 Stellen für eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Einzelhandel sowie für die Ausbildung zum Verkäufer oder zur Verkäuferin 30.700 Stellen an. Auf diese beiden Berufe entfallen 13 Prozent aller bei der BA angebotenen Ausbildungsstellen. Darüber hinaus bieten die Handelsunternehmen über 60 weitere duale Ausbildungsberufe an, unter anderem in dem prozentual am stärksten ansteigenden Beruf Kaufleute im E-Commerce, in dem im vergangenen Jahr ein Plus von 26 Prozent an Ausbildungsverträgen verzeichnet wurde. Zudem bieten die Handelsunternehmen Hochschulzugangsberechtigten eine praxisnahe Alternative zum Studium. Für die Abiturientenprogramme, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer innerhalb von drei Jahren bis zu drei Abschlüsse erreichen können, verzeichnet die BA aktuell 11.400 angebotene Stellen. Gleichzeitig meldet die Bundesagentur aber für die Kaufleute im Einzelhandel noch 13.800 sowie für die Verkäufer 13.000 unbesetzte Stellen.
„Bewerberinnen und Bewerber haben sehr gute Chancen, auch jetzt noch einen Ausbildungsvertrag für das laufende Ausbildungsjahr im Einzelhandel abschließen zu können. Für die Handelsunternehmen ist es sehr wichtig, Auszubildende zu gewinnen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Sie würden hierdurch dringend benötigte Fachkräfte gewinnen und in der weiteren Berufslaufbahn fördern können. Für den filialisierten Einzelhandel würden viele Führungskräfte benötigt. Über 80 Prozent von ihnen hätten ihre Karriere mit einer Ausbildung begonnen.
Die Ausbildungsbereitschaft der Handelsunternehmen ist in Krisenzeiten ungebrochen. Der seit 2017 allgemein verzeichnete Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern für eine duale Ausbildung erschwert aber zunehmend die Stellenbesetzung. „Die Handelsunternehmen müssen bei ihrer Suche nach Auszubildenden auch von der Politik unterstützt werden. Die Chancen und Möglichkeiten mit einer Ausbildung müssen jungen Menschen besser kommuniziert werden“, fordert Genth. Hierfür setzt der HDE etwa auf den Ausbau von digitalen Berufsorientierungsangeboten und eine verlässliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen. Die geforderte Investitions- und Innovationsoffensive für die Berufliche Bildung bezieht aber auch den Partner der ausbildenden Handelsunternehmen ein. Zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Schulen sind eine moderne technische Ausstattung und Weiterbildungen für Lehrkräfte wichtig. Bund und Länder sind hier gemeinsam gefordert.