HDE mahnt zu ressortübergreifenden und verlässlichen Weichenstellungen bei der Gewinnung von Auszubildenden
Im Rahmen des heutigen Expertengespräches im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema „Gewinnung von Auszubildenden, Fachkräften und Spitzentalenten“ unter Bezugnahme auf den OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ warnte der Handelsverband Deutschland (HDE) vor den Folgen der zunehmend herausfordernden Stellenbesetzung auf dem Ausbildungsmarkt und damit dem Fachkräftemangel. Der Einzelhandel ist einer der größten Ausbilder in Deutschland und baut sein Angebot stetig weiter aus, ist hierbei allerdings auf langfristige politische Weichenstellungen angewiesen.
„Die Handelsunternehmen setzen stark auf das erfolgreiche System der Beruflichen Bildung, um Fachkräfte aus- und weiterzubilden. Um ihren Bedarf vor allem mit ausgebildeten Fachkräften decken zu können, nutzen sie ihr gesamtes Angebot, von mehr als 60 zwei- und dreijährigen Ausbildungsberufen über Abiturientenprogramme bis hin zu dualen Studiengängen sowie für Beschäftigte verschiedene Weiterbildungsformate“, so Katharina Weinert, HDE-Abteilungsleiterin für Bildungspolitik und Berufsbildung. Es müssten allerdings die passenden politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um das immer größer werdende Ausbildungsangebot der Handelsunternehmen auch besetzen zu können. „Die Politik muss die zunehmenden Herausforderungen bei der Stellenbesetzung noch stärker in den Blick nehmen. Es werden mehr Stellen angeboten als es Bewerber gibt. Umso paradoxer ist es, dass laut gegenständlichem Bericht der Anteil der Geringqualifizierten bei jungen Menschen in Deutschland gestiegen ist“, so Weinert weiter.
Es komme deshalb umso mehr auf eine verlässliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen, auch an den Gymnasien, an, bei denen die Chancen und Möglichkeiten mit einer Ausbildung stärker herausgestellt werden müssen. „Auch Eltern und Lehrkräfte, die sogenannten Influencer der jungen Menschen, sind hierbei stärker zu adressieren“, betont Weinert. Der HDE unterstütze die Kommunikation an die Zielgruppen bereits mit der Berufsorientierungswebsite www.karriere-handel.de. Weiter seien die digitalen Beratungsangebote bei den Arbeitsagenturen auszubauen. Als Partner der dualen Ausbildung seien zudem berufliche Schulen attraktiv auszustatten und Lehrkräfte in Aus- und Fortbildungen stärker auf die digitale Arbeitswelt vorzubereiten. Nicht zielführend sind laut HDE eine Verrechtlichung der Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung sowie eine Ausbildungsumlage. „Eine Ausbildungsumlage würde zu Unrecht diejenigen Betriebe bestrafen, die Ausbildungsplätze anbieten, aber keine Bewerber finden“, so Weinert.
Für die beiden Kernberufe des Einzelhandels Kaufleute im Einzelhandel sowie Verkäufer und Verkäuferin werden jährlich die mit Abstand meisten Ausbildungsstellen angeboten. „Karriere mit Lehre ist im Handel die Regel, über 80 Prozent haben ihren beruflichen Werdegang mit einer Ausbildung begonnen“, so Weinert. Um die Ausbildung weiter attraktiv zu gestalten, integrieren die Handelsunternehmen beispielweise neue Standards im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierte Arbeitswelt in ihre Ausbildung, nutzen soweit möglich das Instrument des Mobilen Ausbildens. Gemeinsam mit den Handelsunternehmen werden Berufe bei Bedarf modernisiert oder neue Berufe, wie der Beruf Kaufleute im E-Commerce, geschaffen. „Doch es braucht mehr politische Aufmerksamkeit für die Berufliche Bildung und ihre Attraktivität“, so Weinert. „Trotz der hohen Gesamtbeschäftigung in der Branche schlägt der branchenübergreifende Fachkräftemangel auch auf den Einzelhandel durch und ist damit einer der größten Bremsklötze für das Wirtschaftswachstum in Deutschland“, warnt Weinert.