Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 - Bundesbankstudie
3.147.76.183Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse kurz vorgestellt:
- Bargeld ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsinstrument: 74 % der Transaktionen wurden 2017 mit Banknoten und Münzen getätigt, das entspricht einem Rückgang um fünf Prozentpunkte gegenüber 2014. Insbesondere Kleinbetragszahlungen bis 5 € werden weiterhin zu 96 % und Ausgaben bis 50 € größtenteils in bar beglichen. Auch an bestimmten Zahlungsorten bzw. für bestimmte Zahlungszwecke, z. B. Zahlungen zwischen Privatpersonen, Essen und Trinken außer Haus (inkl. Lieferdienste) sowie Automaten, wird überwiegend bar bezahlt.
- Erstmals seit dem Beginn der Erhebungen ist der Bargeldanteil am Umsatz auf unter 50 % gefallen. Der ermittelte Wert von unter 48 % der im Tagebuch erfassten Ausgaben bedeutet im Vergleich zu 2014 einen Rückgang von sechs Prozentpunkten. Der zwischen 2011 und 2014 nachlassende Trend zur Substitution von baren durch bargeldlose Zahlungsinstrumente hat sich also wieder etwas beschleunigt.
- Die Nutzung der Debitkarten (hauptsächlich girocard, mit PIN oder Unterschrift) nimmt dagegen zu. Ihr Anteil am Umsatz ist gegenüber 2014 um knapp sechs Prozentpunkte auf 35 % gestiegen. Bezogen auf die Anzahl der Transaktionen liegen Debitkarten nun bei 19 % (plus vier Prozentpunkte gegenüber 2014). 57 % der Besitzer nutzen ihre Debitkarten ein- oder mehrmals in der Woche – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber 2014.
- Kreditkarten werden etwas häufiger als vor drei Jahren verwendet. Ihr Anteil am Umsatz stieg leicht auf unter 5 %. Sie werden zumeist für größere Beträge (durchschnittlich 81 €) eingesetzt.
- Kontaktlose Kartenzahlungen weisen hohe Zuwächse auf. Erstmals ist ihr Anteil am Umsatz auf über 1 % gestiegen. Für eine weitere Verbreitung bedarf es der konsequenten Ausgabe kontaktloser girocards durch alle Kreditinstitute und einer breiten Akzeptanz im Handel. Zudem muss den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Funktionsweise ansprechend vermittelt werden.
- Per Smartphone sowie mit Kunden- und Prepaid-Karten wird bisher kaum bezahlt. Erstmalig wurden Besitz und Nutzung von Mensa- bzw. Stadionkarten sowie die Bekanntheit von Apps, um Geld an Freunde und Bekannte zu senden, separat erfasst. Bereits 5 % aller Befragten nutzen diese Apps, obwohl sie in größerem Umfang erst im Jahr der Befragung eingeführt wurden.
- Internetbezahlverfahren haben sich inzwischen im Onlinehandel etabliert. Sie konnten ihren Anteil am Gesamtumsatz und an der Anzahl der Transaktionen weiter auf fast 4 % bzw. 2 % ausbauen. 44 % aller Befragten verwenden Internetbezahlverfahren, häufig jedoch aufgrund fehlender kostenloser Alternativen. Von denjenigen, die die Verfahren kennen, sagen 13 %, dass sie diese Instrumente gerne auch im Laden oder Restaurant einsetzen würden.
- Die überwiegende Mehrheit der Befragten (88 %) möchte auch in Zukunft unverändert mit Bargeld bezahlen und lehnt eine Bargeldabschaffung oder -einschränkung ab. Über alle vier Studien zum Zahlungsverhalten zeigt sich eine insgesamt hohe Zufriedenheit mit klassischen Bezahlverfahren und eine nur langsame – aber stetige – Änderung im Bezahlverhalten.
- Nichtsdestotrotz sind die Wachstumsraten bei modernen Zahlungsmitteln wie kontaktlosen Kartenzahlungen, Internet- und mobilen Bezahlverfahren hoch. Insbesondere jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher suchen Alternativen zum klassischen Zahlungsverkehr. So können sich insgesamt 15 % der Befragten vorstellen, ihr Girokonto statt bei einer Bank oder Direktbank z. B. bei einem Internetanbieter zu führen. 24 % der 18- bis 24-Jährigen möchten mit dem Mobiltelefon unkompliziert Geld an Freunde und Bekannte senden können.
- 38 % aller Befragten finden, dass es zu lange dauert bis bei Überweisungen das Geld auf dem Konto gutgeschrieben ist. Die Einführung von europäischen Echtzeitzahlungen (immer häufiger auch Instant Payments genannt) kommt dem Wunsch nach schnellerem Bezahlen entgegen. Nun sind die Kreditinstitute gefragt, bequeme, sichere und kostengünstige Anwendungen zu schaffen, damit die Menschen Überweisungen bald in Echtzeit ausführen können.
Die Studie steht auf der Seite der Bundesbank zum Download bereit: