EC-Karte: Magnetstreifen oder Chip?

5. Januar 2011

Der Handel sieht die Diskussion um den Wegfall des Magnetstreifens auf den EC-Karten relativ gelassen. Zwar werden die Information auf dem Streifen für das unterschriftbasierte elektronische Lastschriftverfahren ELV genutzt. Die benötigten Daten (Kontonummer und Bankleitzahl) könnten aber genauso gut aus dem Chip ausgelesen werden, da die meisten Händlerterminals ohnehin beide Verfahren beherrschen. Allerdings muss die Kreditwirtschaft verpflichtet werden, den Chip genau wie den Magnetstreifen für das Auslesen der Kontoverbindungsdaten geöffnet zu halten. Zudem ist der Magnetstreifen ideal als Fallbacklösung geeignet, falls die Chipverarbeitung ausfällt.“. Ulrich Binnebößel, Experte für Zahlungssysteme beim Handelsverband Deutschland (HDE) reagierte damit auf die Forderung des Bundeskriminalamtes zum Verzicht auf den Magnetstreifen bei EC-Karten.

Binnebößel betonte, dass die Forderung des BKA am eigentlichen Problem vorbeigehe: „Nicht der Magnetstreifen ist schuld am unerlaubtem Geldabheben mit kopierten Karten sondern die unzureichend geschützten Geldautomaten im Ausland. „Die deutschen Banken könnten Ihre Autorisierungssysteme so gestalten, dass die Autorisierungsanfragen von Geldautomaten aus den Regionen, in denen keine Chiptechnik angewandt wird, zunächst für das Geldabheben abgelehnt werden. Plant ein Karteninhaber eine Reise in ein solches Land, kann er vorab seine Karte bei seiner Bank frei schalten lassen. Es gibt ohnehin nur wenige Länder und nur außerhalb Europas, die auf die Chiptechnik EMV verzichten, so dass der Informationsaufwand für Banken und Verbraucher überschaubar ist.“

Der HDE-Experte wies darauf hin, dass der Handel nicht gegen die technische Weiterentwicklung der Zahlungssysteme sei: „Wir sind uns bewusst, dass der Trend in Europa zum Chip auf Zahlungskarten geht. Der aktuelle Vorteil der Nichtkopierfähigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings hat der Magnetstreifen auch seine Vorteile, wie vor genau einem Jahr deutlich wurde. Damals hatten Millionen Chips einen Programmierfehler, der eine Nutzung der Chipfunktion unmöglich machte. Wir waren froh, dass damals in vielen Fällen die Händler auf das unterschriftbasierte ELV unter Nutzung des Magnetstreifens ausweichen konnten.“ Dennoch werde an der Nutzung des Chips auch für ELV gearbeitet. Binnebößel verwies auf das ELV-Forum, das derzeit Spezifikationen zur Nutzung des Chips für ELV erarbeite. Eine Vorabversion sei unter www.elv-forum.de im vergangenen Jahr zur Kommentierung freigegeben worden. Im ELV-Forum engagieren sich Handel, Netzbetreiber und Terminalhersteller. Ziel ist eine Anpassung des Verfahrens an künftige Rahmenbedingungen des Zahlungsverkehr.