Fragen und Antworten zum Chip-Fehler auf EC-Karten aus Sicht des Handels

11. Januar 2010

Welche Auswirkungen haben die Probleme für den Handel?
Der Handel ist glücklicherweise glimpflich davon gekommen (siehe Pressemeldung vom 8. Januar 2010). Das liegt zum einen daran, dass bislang nur ein Teil der Terminals die Chips auf den Karten nutzen. Die von den Banken vorgesehene Umstellung vom Magnetstreifen war gerade erst angelaufen und sollte bis zum Sommer abgeschlossen sein.
Zum anderen hatten auch viele Händler die Möglichkeit, auf das elektronische Lastschriftverfahren ELV zu wechseln, das Zahlen mit Karte und Unterschrift.
Dort, wo auch dies nicht ging, haben sich Kunde und Händler meist auf andere Zahlungsmittel einigen können, entweder auf andere Karten oder auf Barzahlung.

Letztlich muss im Nachgang ein Überblick gewonnen werden, welcher Art die Schäden sind. Ob diese zu beziffern sein werden, ist noch unklar.

Wie wichtig ist Kartenzahlung inzwischen für den Handel?

Bargeld ist natürlich immer noch das wichtigste Zahlungsmittel im Handel. Der Handel unterstützt die Zahlung mit Bargeld, da sie das kostengünstigste Zahlungsmittel ist.

Kartenzahlung ist allerdings in den meisten Branchen auf dem Vormarsch. Etwa 40 Prozent des Umsatzes werden mittlerweile unbar bezahlt. Dabei basieren die beiden führenden Systeme auf der EC-Karte. Das PIN-basierte und das unterschriftbasierende Verfahren vereinigen etwa 30 Prozent des Umsatzes. Kreditkarten spielen mit etwa 5,2 Prozent am Umsatz bisher keine herausragende Rolle, da die Akzeptanz im Handel sehr teuer ist.
(siehe auch Meldung: "Kartenzahlung auf dem Vormarsch)

Was fordert der HDE von den Banken?

Zum einen machen Vorfälle wie dieser deutlich, wie wichtig ein Notfall-System ist, auf das bei Ausfällen zurückgegriffen werden kann. Mit dem Lastschriftverfahren steht ein solches System zur Verfügung, dass allerdings durch Neuregelungen im Bankensektor (SEPA-Regulierungen der europäischen Kreditwirtschaft) akut gefährdet ist. Der HDE fordert daher seit langem, dass das unterschriftsbasierte ELV nicht mehr von den Banken behindert wird und langfristig zur Verfügung steht.

Zum anderen muss die Kreditwirtschaft dafür sorgen, dass die von ihr angebotenen Systeme zuverlässig funktionieren und für Ausfälle des Systems mit Ausfallgarantien und Schadensersatz gerade stehen. Schließlich zahlt der Einzelhandel hierfür jedes Jahr Gebühren in dreistelliger Millionenhöhe.

Hohe Gebühren - Welche Gegenleistung?
Für jede Transaktion zahlt ein Händler 0,3 Prozent des Umsatzes, mindestens jedoch 8 Cent. Alleine der Handel zahlt damit jährlich ca. 250 Millionen Euro an die Kreditwirtschaft für die Nutzung des PIN-Verfahrens. Hinzu kommen noch die Kosten für die Terminals und den Betrieb durch Netzbetreiber.

Dafür wird erwartet, dass ein ausfallsicheres System zur Verfügung steht. Trotzdem ist der aktuelle Vorfall leider kein Einzelfall. (Teil-)Ausfälle des EC-Kartensystems gibt es regelmäßig. Daher sollte sichergestellt werden, dass bei einem Systemausfall auch die Banken motiviert sind, die Ausfallzeiten möglichst gering zu halten. Dies kann z.B. durch Verfügbarkeitsgarantien erfolgen, bei deren Nichteinhaltung entsprechende Vergütung vereinbart wird. Insgesamt muss der Handel mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung der Zahlungssysteme bekommen.

Wie ist das Vorgehen der Banken zur Problembewältigung zu bewerten?
Die Kommunikation mit den Banken verlief nicht optimal. Es lagen lange keine konkreten Informationen über den Fehler und die getroffenen Maßnahmen vor. Diese mussten teilweise von den Netzbetreibern eingeholt werden.
Zudem ist noch nicht zweifelsfrei geklärt, wie der Fehler entgültig aus der Welt geschafft wird. Schließlich sind die nun getroffenen Neukonfigurationen der Terminals keine Dauerlösung.
Daher haben sich führende Handelsunternehmen entschlossen, die geplante Umstellung der Terminals auf die Chiptechnik zunächst auszusetzen. Der gesetzte Umstellungsendtermin für Mitte des Jahres ist aus HDE-Sicht damit nicht mehr haltbar.


Was muss sich nun in Zukunft ändern?

Künftig muss eine stärkere Vernetzung der Kreditwirtschaft mit dem Handel stattfinden. Probleme müssen gemeinsam gelöst werden, das System muss auch an die Anforderungen des Handels angepasst werden. Gerade die Punkte Ausfallsicherheit und die Gebühren gehören auf die Tagesordnung.

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