Vorbild USA: Kreditkartengebühren eindämmen
28.Juli 2010
Amerika hat bei den Gebühren für Kreditkarten ein wichtiges Signal gesetzt. Der Handelsverband HDE sieht dies als Vorbild für Europa. „Die Entscheidung im Mutterland der Karte, die Gebührenpolitik der Kreditwirtschaft bei Kartenzahlungen einzudämmen, ist ein wichtiges Signal. Auch in Deutschland sind die von den Kartenorganisationen verlangten Gebühren viel zu hoch und müssten dringen beschränkt werden“, sagte heute in Berlin HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Er bedauerte, dass sich die deutsche Politik bislang nicht zu einer ähnlichen Aktion gegen ungerechtfertigte Kartengebühren entscheiden konnte: „Im Zuge der Gestaltung der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie wäre Gelegenheit gewesen, die jetzt in den USA getroffenen Regelungen ebenfalls einzuführen. Doch die intensiven Bemühungen der Bankenlobby haben dies verhindert.“ Der US-Senat hatte im Rahmen der Finanzmarktreform die Kreditwirtschaft dazu verpflichtet, künftig Gebühren für die Nutzung von Debitkarten (Swipe-Fees, hierzulande Interchange-Gebühren genannt) nur noch in angemessener Höhe zu verlangen. Die amerikanische Notenbank soll Regulierungen erlassen, die zu ‚vernünftigen und verhältnismäßigen Gebühren’ bei der Nutzung von Kreditkarten führen. Zudem soll es für die Händler einfacher werden, Kundenrabatte zu gewähren, wenn die Verbraucher nicht mit Kreditkarte zahlen.Auch in Deutschland müssen die Händler eine Gebühr an die Bank des Karteninhabers zahlen, wenn dieser Kunde eine Kreditkarte nutzt. „Der Kunde weiß in der Regel nicht einmal, dass er mit seiner Kreditkartenzahlung entsprechende Kosten verursacht“, sagte Genth. „Diese Kosten müssen selbstverständlich auf die Preise umgelegt werden.“ Nach Berechnungen des HDE würden jährlich alleine im Einzelhandel Kreditkartengebühren von über 250 Millionen Euro anfallen. Dazu kämmen die Kosten für die Abwicklung der Transaktionen und die Terminals auf der Ladentheke.
Die Signale aus dem ‚Kartenland USA’ müssten auch in Europa gehört werden, sagte der HDE-Chef. Eine Entscheidung gegen überhöhte und unfaire Interchangegebühren sei längst überfällig und müsse nun auch schnellstmöglich in Deutschland und der EU umgesetzt werden. Eine Beschwerde des HDE und anderer Verbände gegen Visa und Mastercard liege seit Anfang 2006 beim Bundeskartellamt. Auf europäischer Ebene werde sogar bereits seit über zehn Jahren gegen die Kartenorganisationen ermittelt. Genth: „Die Politik sollte endlich die Augen öffnen. Im Kreditkartengeschäft gibt es keinen echten Wettbewerb. Die Kosten und Leistungen sind ungerecht verteilt. Während die Bank des Kartenausgebers beim Handel abkassiert, kann sie auf der anderen Seite den Karteninhaber mit immer neuen Produkten und Services umwerben.“ Gleiches gelte für die Kartenorganisationen. Eine Bank entscheide sich bei der Wahl der Kreditkarten-Marke für diejenige, die für die höchsten Gebühren beim Händler steht. Der Wettbewerb zwischen den Kartenorganisationen gehe also nicht um die günstigsten Preise, sondern um die höchsten Gebühren. „Das schadet letztendlich den Verbrauchern, denn sie müssen die Gebühren, die auf die Preise umgelegt werden, am Ende bezahlen“, sagte Genth. „Gerechter wäre die Belastung des Kartenzahlers mit den Gebühren. Damit könnte ein echter Wettbewerb der Zahlungssysteme geschaffen werden.“