Visa-Karte: Fauler Kompromiss
28. April 2010
"Einen faulen Kompromissvorschlag"nannte heute in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, das Angebot des Kartenunternehmens Visa, bei grenzüberschreitenden Debitkartentransaktionen die Interchangegebühr auf 0,2 Prozent zu senken. Interchangegebühren sind Entgelte, die vom Händler über seine Bank an die Bank des Karteninhabers gezahlt werden, wenn der Kunde mit Karte bezahlt. Diese Gebühren kosten die deutschen Einzelhandelsunternehmen jährlich 250 Millionen Euro. Genth: "Für Deutschland hat das Angebot von Visa so gut wie keine Auswirkungen, da die hier gebräuchlichen Kreditkarten ausgenommen sind." Der Vorschlag von Visa sei nichts anderes als ein Alibiangebot, um die EU-Kommission davon abzuhalten, weiter wegen undurchschaubarer Geschäftspraktiken gegen das Kartenunternehmen zu ermitteln. 2Wir appellieren an die Vernunft der EU-Kommission als Hüterin des europäischen Wettbewerbs, diese Lücken in der laufenden Kartelluntersuchung zu schließen und sich nicht mit einem faulen Kompromiss zufrieden zu geben", sagte Genth. "Wir hoffen, dass auch das Bundeskartellamt diesen Vorschlag durchschaut, und das vom HDE angestrengte Beschwerdeverfahren gegen Interbankenentgelte bei inländischen Kreditkartenzahlungen mit den Karten von MasterCard und Visa weiter verfolgt."Visa wolle die Interchangegebühren lediglich für seine Debitkartenprodukte senken. Mit seiner Vpay-Karte sei Visa allerdings in Deutschland derzeit so gut wie nicht wahrnehmbar. Weder seien in nennenswertem Umfang Karten ausgegeben, noch gebe es Akzeptanzstellen im Handel. Zudem würden die Interchangegebühren für Deutschland von dem Vorschlag ausgenommen, es bleibe hier bei 0,3 Prozent, mindestens jedoch acht Cent. Die Senkung grenzüberschreitender Interchangegebühren könne deshalb kuriose Folgen haben, erläuterte der HDE-Chef. So könne eine Vpay-Transaktion einen deutschen Händler mehr kosten, wenn sie ein deutscher Kunde auslöst, als wenn dies ein Kunde mit ausländischem Konto täte. Technisch gebe es hierfür keinen Grund. Problematisch sei auch, dass Visa versuche, die Handelsunternehmen zu verpflichten alle Produkte des Kreditkartenanbieters zu akzeptieren (also etwa Commercial Kreditkarte, Platin-, Gold-Karte und anderes).