Interbankenentgelt: Mastercard umgeht Kommissions-Entscheidung

1. Oktober 2008

Interbankenentgelt: Mastercard umgeht Kommissions-Entscheidung

PdH BERLIN ¿ "Wir sind besorgt", reagierte heute in Berlin Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), auf die Ankündigung des Kartenanbieters MasterCard. Dieser will zum 1. Oktober 2008 die so genannten ¿Volume Fees¿ (Massegebühren) für nationale und europäische MasterCard Kredit- und Debitkartentransaktionen erhöhen. ¿Dabei handelt es sich um einen ordentlichen Preisaufschlag¿, sagte Genth. ¿Die neue Gebührenrate für kleine Acquirerbanken entspricht einer Erhöhung der Preise von über 30 Prozent.¿

¿Volume Fees¿ seien Gebühren für Kartentransaktionen, die von der jeweiligen Masse der durchgeführten Transaktionen abhängen und mit steigender Anzahl prozentual sinken. Zahlen müsse sie der so genannte Acquirer, also der Vertragspartner des Handels. Es handele sich dabei nicht um die in der Diskussion stehenden Interchange-Gebühren, die die Banken unter sich austauschen und an den Handel weiterreichen. Während zuvor Änderungen der Gebührenstrukturen stets sowohl auf der Seite der Kartenausgeber (Issuer) als auch auf der Seite der Acquirer Anwendung gefunden hätten, betreffe die aktuelle Gebührenerhöhung lediglich die Acquirer. ¿Dies ist äußerst problematisch. Die erhöhten Kosten bleiben letztlich allein beim Handel hängen, denn die Acquirer werden die Gebühren an ihn weitergeben¿, kritisierte Genth. ¿Die Maßnahme ist aus unserer Sicht ein eindeutiger Versuch, die Entscheidung der EU-Kommission gegen die grenzüberschreitenden Interbankenentgelte MasterCards (Dezember 2007) durch die Hintertür auszuhebeln und entgangene Gewinne auf andere Weise wieder hereinzuholen.¿

Besorgniserregend sei auch, dass anscheinend viele Banken die Entscheidung der Kommission nicht umsetzen würden. Sie würden sich weigern, Acquirer-Verträge mit Händlern neu zu verhandeln, die die Kosteneinsparungen durch Wegfall der Interbankenentgelte berücksichtigen. Die Gebührenerhöhung widerspreche zudem dem Ziel von Europäischer Kommission und Europäischer Zentralbank, dass der einheitliche europäische Zahlungsraum SEPA nicht zu einem Anstieg der Preise für Kartennutzer führen dürfe. Der Handel jedenfalls, so Genth, plädiere weiterhin für die volle Transparenz hinsichtlich aller Kartengebühren